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Terzarima

Mit Terzarima bezeichnet man ein Reimschema, das dem Muster ABA BCB CDC DED … entspricht. Das heißt, zwei reimende Verse umschließen einen dritten Vers. Der Reim dieses dritten Verses wird als ‚Rahmen‘ der folgenden ‚Dreiergruppe‘ aufgenommen. Dieses Muster setzt sich bis zum Ende des Verstextes fort.

Ursprünge der Terzarima

In der Regel wird die ‚Erfindung‘ der Terzarima Dante Alighieri zugeschrieben, auch wenn sich Dante wohl am provenzalischen Serventese orientiert haben dürfte.[1] Zumindest lässt sich festhalten, dass Dante unabhängig von seiner Position als ‚Erfinder‘ der Terzarima mit seiner Divina Commedia, die in Terzarima verfasst ist, für die Verbreitung dieses Reimschemas gesorgt hat. Weithin bekannt ist der Auftakt der Commedia, der anschaulich das Reimschema vor Augen führt:

Nel mezzo del cammin di nostra vita (A)
mi ritrovai per una selva oscura, (B)
ché la diritta via era smarrita. (A)

Ahi quanto a dir qual era è cosa dura (B)
esta selva selvaggia e aspra e forte (C)
che nel pensier rinova la paura! (B)

Tant’è amara che poco è più morte; (C)
ma per trattar del ben ch’i’ vi trovai, (D)
dirò de l’altre cose ch’i’ v’ ho scorte. (C)[2]

Verbreitung und fortuna der Terzarima

Nach Dante nutzten zahlreiche Dichter (und später auch belegt Dichterinnen, so Vittoria Colonna) die Terzarima. Zu nennen sind vor allem Francesco Petrarca (Trionfi) und Giovanni Boccaccio (Caccia di Diana, Ameto, Fiammetta). Aber auch neben den Tre Corone war die Terzarima v.a. im Tre- und Quattrocento ein äußerst beliebtes Reimschema für unterschiedlichste Anwendungsbereiche, darunter kurze Capitoli, Übertragungen antiker Texte (volgarizzamenti) oder satirische Dichtungen. Während im Cinquecento poetologisch v.a. über die Eignung der Terzarima für das Episch-Heroische diskutiert wurde, büßte sie in der dichterischen Praxis an Wirkmacht ein, konnte sich jedoch zumindest im Bereich des Satirischen halten. Auch wenn die Terzarima im Laufe der Zeit immer weniger praktische Anwendung fand, gab es auch im Ottocento (Giacomo Leopardi) oder Novecento (Giovanni Pascoli) weiterhin einzelne Verstexte, die in Terzarima verfasst wurden.[3]

Auch in anderen Ländern bzw. Sprachen wurde die Terzarima übernommen bzw. zumindest erprobt. Beispiele finden sich im Spanischen (Garcilaso de la Vega) oder Portugiesischen (Luís de Camões). Auch im Französischen (Jean Lemaire de Belges), Englischen (Geoffrey Chaucer) oder Deutschen (Johann Wolfgang von Goethe) finden sich Versuche. Selbst im Russischen (Alexander Pushkin) sind Übertragungen auszumachen.

Begriffliches

Der Begriff der Terzarima konkurriert häufig mit dem Begriff Terzinen. Dabei kann letzterer nicht nur das Reimschema bezeichnen, das sich prominent in der Divina Commedia Dantes findet. Mit Terzine können generell Versgruppen der Form ABA identifiziert werden. So setzt sich ein petrarkeskes Sonett aus zwei Quartetten und zwei Terzetten oder eben Terzinen zusammen.[4] Die Begrifflichkeit ist hier nicht eindeutig, insbesondere in poetologischen Schriften des Quattro- und Cinquecento ist mit einer Vermischung zu rechnen. So wird auch der Begriff Terzett (terzetti) in poetologischen Schriften der Frühen Neuzeit mit der Terzarima in Verbindung gebracht.[5]

Daneben sind weitere Synonyme für das Reimschema der Terzarima (auch und v.a.) heute in Gebrauch. So trifft man zuweilen auf terzina dantesca, womit der Ursprung bzw. die prominenteste erste Verwendung des Reimschemas betont wird. Daneben existiert auch der Begriff terzina incatenata – hiermit wird die ‚kettenförmige‘ Struktur von Texten in Terzarima betont, da sich die einzelnen Terzinen, sprich Vers-Dreiergruppen, wie Kettenglieder ‚ineinanderhaken‘.[6]



Literaturnachweise
  1. FUBINI, Mario 1962: Metrica e poesia, Mailand, S. 185–196.[]
  2. ALIGHIERI, Dante 2003: „Inferno“, in: Dante Alighieri. La Commedia, Bd. 2: L’Inferno, hg. von Giorgio Petrocchi, Florenz, S. 3598, hier: S. 3–5, vv. 1–9, die Markierung der Verse mit Buchstaben (ABCD) stammt vom Autor des Artikels.[]
  3. Vgl. zur Gesichichte der Terzarima in Florenz und in der Toskana u.a. PEIRONE, Claudia 1990: Storia e tradizione della terza rima, Turin.[]
  4. Vgl. BELTRAMI, Pietro G. 1993: La metrica italiana, Bologna, v.a. S. 273.[]
  5. Vgl. z.B. DOLCE, Lodovico 1550: Osservationi nella volgar lingua, Venedig, S. 110r–111r, online unter: https://books.google.de/books?id=Et47AAAAcAAJ&pg=PA110#v=onepage&q&f=true.[]
  6. Vgl. BELTRAMI, Pietro G. 1993: La metrica italiana, Bologna, S. 90.[]

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