Wonach suchen Sie?

Sprechakttheorie

Die Sprechakttheorie ist der linguistischen Pragmatik zuzuordnen und befasst sich somit mit sprachlichem Handeln im weitesten Sinne. Während bereits Karl Bühler über die „Analyse des Sprechaktes“ und eine „Theorie der Sprechhandlung“ theoretisierte,[1] beschäftigten sich v.a. die beiden Philosophen John L. Austin und John R. Searle in den frühen 1960er bzw. 1970er Jahren mit der Frage nach sprachlichen Handlungen und entwickelten Beschreibungsmöglichkeiten dafür: die Sprechakttheorie. Diese unterscheidet sich jedoch im Detail, je nachdem ob man Austin oder Searle folgt.

Sprechakttheorie nach Austin

Grundlage für Austins Theorie sind performative Äußerungen. Diese zielen – im Gegensatz zu konstativen Äußerungen, die lediglich wahr oder falsch sein können – auf eine Handlung vermittelt durch Sprache ab.[2] Ein Beispiel könnte die Bitte um Hilfe sein: Bitte hilf mir. Dieser Satz ist eine performative Äußerung, weil er nicht wahr oder falsch sein kein. Stattdessen zielt er darauf ab, das Gegenüber zur Unterstützung zu animieren. Zwar kann die performative Äußerung nicht wahr oder falsch sein, doch kann sie glücken oder nicht glücken – in unserem Beispiel würde die geglückte performative Äußerung in tatsächlicher Hilfe münden. Im nicht geglückten Fall bliebe die Hilfe aus.

Die performative Äußerung differenziert Austin und unterteilt sie in weitere Akte. Zunächst ist dort der lokutive Akt, der die Äußerung als solche beschreibt, also die Tatsache, dass man sich äußert. Daneben existiert der illokutive Akt. Dieser beschreibt die Handlung, die durch den lokutiven Akt vollzogen wird. In unserem Beispiel Bitte hilf mir. wäre dies der illokutive Akt des Bittens (um Hilfe). Als drittes existiert für Austin schließlich der perlokutive Akt. Dieser entspricht der eigentlichen Wirkung, die durch die Äußerung entsteht. So liegt in unserem Beispiel zwar der illokutive Akt der Bitte um Hilfe vor. Doch kann dieser in den perlokutiven Akt des Einschmeichelns münden: Indem ich um Hilfe bitte, suggeriere ich der angesprochenen Person, dass sie etwas besser könne als ich. Während der illokutive Akt durch die Semantik der Äußerung mehr oder weniger direkt vorgegeben ist, hängt der perlokutive Akt stark vom Kontext ab.[3]

Sprechakttheorie nach Searle

Nach Searle lassen sich Äußerungen ebenfalls in verschiedene Akte unterteilen. Dabei unterscheidet Searle jedoch zwischen Äußerungsakt (der Äußerung als solcher) und dem propositionalen Akt, der sich in Referenz und Prädikation unterteilt. Die Referenz bezieht sich grob gesagt auf das, worüber semantisch eine Aussage gemacht wird (z.B. eine Person, ein Objekt, ein Umstand etc.). Die Prädikation beschreibt die semantische Aktion bzw. die Aussage selbst, die mit dem, worüber etwas ausgesagt werden soll, verbunden ist. In unserem Beispielsatz Bitte hilf mir. könnte man du als Referenz auffassen und mir helfen als Prädikation. Neben diesem differenzierten propositionalen Akt existieren auch für Searle ein illokutiver Akt (die Handlung, die vollzogen wird) sowie ein perlokutiver Akt, der auch bei Searle letztlich vom Kontext abhängig ist.[4]

Weiter ausdifferenziert wird bei Searle v.a. der illokutive Akt. Während bereits Austin verschiedene Klassen von illokutiven Akten postuliert hatte, überarbeitet und kondensiert Searle die Klassifikation von Sprechakten und zu folgenden Typen illokutiver Akte:

  • Repräsentative/Assertive (informare, referire, asserire, enunciare)
  • Direktive (chiedere/pregare, ordinare, raccomandare)
  • Kommisive (promettere, minacciare)
  • Expressive (ringraziare, salutare)
  • Deklarative (batesimare, dichiarare)[5]}


Literaturnachweise
  1. BÜHLER, Karl 1933: „Die Axiomatik der Sprachwissenschaften“ in: Kant-Studien, Bd. 38, S. 19–90, hier: S. 48.[]
  2. Vgl. AUSTIN, John L. 1962: How to do things with words, Cambridge (MA), S. 6–7, v.a. S. 6, Fn 2.[]
  3. Vgl. für die Unterteilung in lokutiver/illokutiver/perlokutiver Akt v.a. AUSTIN, John L. 1962: How to do things with words, Cambridge (MA), S. 94–107.[]
  4. Vgl. SEARLE, John R. 1969: Speech Acts, Cambridge, S. 22–29.[]
  5. Vgl. SEARLE, John R. 1979: Expression and Meaning. Studies in the Theory of Speech Acts, Cambridge, S. 12–20.[]

Austin # illokutiver Akt # lokutiver Akt # perlokutiver Akt # propositionaler Akt # Searle # Sprechakt # Sprechakttheorie # Äußerungsakt

Inhalt