Sonorität
Sonoritätshierarchie
Man kann das Lautinventar einer Sprache entlang eines Kontinuums zwischen den beiden Polen der hohen Sonorität und der hohen Obstruktion verorten. Grundsätzlich kann man festhalten, dass Vokale und vokalische Laute auf der Seite der hohen Sonorität zu finden sind. Konsonanten wiederum befinden sich auf der Seite der hohen Obstruktion. Die konkrete Sonoritätshierarchie mit den entsprechenden Lautklassen des Italienischen kann man wie folgt veranschlagen:
Scala di sonorità
vocali > semivocali > liquide > nasali > fricative > affricate > occlusive[1]
Sonorität und Silben
Die Sonoritätshierarchie wird in der Regel in engen Zusammenhang mit der Konstitution von Silben gebracht. Man kann davon ausgehen, dass Silben durch ein Sonoritätsmaximum gekennzeichnet sind (dass also eine Silbe aus einem Vokal bzw. zumindest aus einem vokalischen Teil bestehen müssen – ein Beispiel für eine Silbe ohne ‚echten‘ Vokal wäre das kroatische Wort trg, da im Kroatischen r vokalisch auftreten kann).
Neben dem Zusammenhang zwischen Silbenkonstitution (bzw. dem Silbennukleus – jede Silbe besteht aus einem Nukleus) und Sonoritätsmaximum lässt sich weiterhin postulieren, dass auch die Schale, also Onset und Coda, optimaler Silben sonoritätshierarchischen Regelmäßigkeiten folgt. Zu nennen wäre das Anfangsrandgesetz, das Vennemann aufstellte und nach dem insbesondere eine starke Obstruktion im Onset sowie eine große Differenz in der Sonorität vom Onset zum Nukleus ist, wobei Onsets mit geringer Zahl an Lauteinheiten grundsätzlich zu bevorzugen sind.[2] Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ein allgemeingültiges ‚Gesetz‘. Zwar erfüllt das Italienische tendenziell dieses ‚Gesetz‘, dennoch finden sich auch Ausnahmen, so insbesondere die komplexen Onsets von Wörtern, die auf s+Plosiv+r beginnen wie strano oder spronare.[3]
Literaturnachweise
- NESPOR, Marina/BAFILE, Laura 2008: I suoni del linguaggio, Bologna, S. 67, Formatierung im Original.[↩]
- Vgl. VENNEMANN, Theo 1986: Neuere Entwicklungen in der Phonologie, Berlin, S. 38.[↩]
- Vgl. KREFELD, Thomas 2019: „Die Silbe als Format der Audition, Version 1“, in: Lehre in den Digital Humanities. Ein Portal der IT-Gruppe Geisteswissenschaften der LMU, https://www.dhlehre.gwi.uni-muenchen.de/?p=137847&v=1[↩]