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Derivation

Unter Derivation versteht man die Ableitung neuen lexikalischen Materials, die dadurch gekennzeichnet ist, dass ein bestehendes Wort (bzw. einen Wortstamm, z.T. auch ein einzelnes Morphem) durch ein weiteres Morphem verändert wird. Auch die Abänderung des Ausgangswortes/-morphems ist denkbar. Diese Form der Derivation findet sich u.a. häufig im Deutschen (vgl. die Wörter fliegen und Flug).[1] Die wohl häufigste und produktivste Form der Derivation dürfte in den großen indoeuropäischen Sprachen (also germanische, romanische und slawische Sprachen) die Affigierung sein.

Derivation durch Affigierung

Unter Affigierung versteht man die Hinzufügung eines Präfixes oder Suffixes an ein bestehendes Wort bzw. an einen bestehenden Wortstamm. Ein Präfix wird dabei vor das Ausgangswort/-morphem gestellt, ein Suffix hinter das Ausgangswort/-morphem. Dabei verändert die Präfigierung die Wortart in der Regel nicht (trarre –> estrarre), eine Suffigierung hingegen schon (organizzare –> organizzazione).

Insbesondere im Bereich der Präfixe finden sich zahlreiche lateinische oder griechische Morpheme, die v.a. in der Fachsprache und der Bildungssprache produktiv sind. Da diese Morpheme in vielen Sprachen der Welt genutzt werden, ermöglichen sie den Aufbau und die Nutzung eines international leicht verständlichen Vokabulars. Italienische Beispiele für solche Präfixe sind aus dem Lateinischen u.a. e(s)-, pro– oder tra(s)-, aus dem Griechischen u.a. anti-, dis-, iper-.[2] Unabhängig von ihrer Herkunft können Affixe (also Präfixe und Suffixe) auch im Spracherwerb eine hilfreiche Rolle spielen. Sobald der/die Lernende erkannt hat, dass ein bestimmtes Affix produktiv ist, kann sie/er spontan neue (und zumeist korrekte, häufig aber zumindest verständliche) Wörter bilden, ohne diese explizit lernen zu müssen.

Alterazione

Eine besonders für das Italienische typische Form der Bildung neuen Wortmaterials ist die alterazione, die in den Bereich der Suffigierung fällt. Normalerweise verändert die Suffigierung die Bedeutung eines Grundwortes/-morphems bzw. führt dazu, dass sich die Wortart ändert (sodass auch eine Änderung der Bedeutung eintritt, wenn z.B. aus der Aktion organizzare das eher abstrakte Substantiv organizzazione wird). Sogenannte suffisi alterativi ändern die Grundbedeutung eines Wortes/Morphems jedoch nicht, sondern fügen lediglich eine veränderte Bedeutungsnuance hinzu. Zu den bekanntesten Formen der alterazione zählen die alterazioni diminuitivi, die alterazioni accrescitivi und die alterazionii peggiorativi. Häufig vorkommende Beispiele sind:[3]

  • alterativi diminuitivi
    • ino/a: ragazzo –> ragazzino
    • etto/a: libro –> libretto
    • ello/a: asino –> asinello
  • alterativi accrescitivi
    • one: libro –> librone
    • accione: uomo –> omaccione
  • alterativi peggiorativi
    • accio: libro –> libraccio
    • ucolo: maestro –> maestrucolo

Auch bei Verben ist eine alterazione möglich. Diese bewirken zum einen oft eine ‚Verkleinerung‘ oder ‚Vergrößerung‘, jedoch auch eine Änderung des Aspekts des Verbes. Ein Beispiel ist canticchiare, das beschreibt, wie man zumeist mit leiser Stimme vor sich her singt, wobei es in der Regel zu Unterbrechungen kommt.



Literaturnachweise
  1. Vgl. u.a. GRAEFEN, Gabriele/LIEDKE, Martina 2012: Germanistische Sprachwissenschaft. Deutsch als Erst-, Fremd-  oder Zweitsprache, Tübingen, S. 101–103.[]
  2. Vgl. SENSINI, Marcello 1997: La grammatica della lingua italiana, Mailand, S. 587–591.[]
  3. Vgl. DARDANO, Maurizio/TRIFONE, Pietro 1995: Grammatica italiana. Con nozioni di linguistica, Bologna, S.602–606 sowie vgl. SENSINI, Marcello 1997: La grammatica della lingua italiana, Mailand, S. 563–568.[]

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